Let's Make Lemonade: Podcast 9
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Podcast: Let’s Make Lemonade #9 / Neue Bedürfnisse, neue Gewohnheiten und neues Konsumentenverhalten

In unserer heutigen Episode des Let’s Make Lemonade Podcasts unterhalten sich Marc Nabinger, Director Agency bei Google, und Boris Cieslar, Chief Client Officer bei OMD Germany, über neue Bedürfnisse, neue Gewohnheiten und sich änderndes Konsumentenverhalten. Die Krisensituation hat das Leben vieler Menschen grundlegend verändert. Welche neuen Verhaltensmuster lassen sich aus Google-Daten ableiten? Marc und Boris geben interessante Einblicke und beschäftigen sich insbesondere mit der Frage, welche kurzfristigen neuen Gewohnheiten sich auch nachhaltig als stabile Trends etablieren. Viel Spaß beim Zuhören!

Drei Kategorien der Datenanalyse

Mit der Hilfe von Google Trends Daten gibt es die Möglichkeit, in Echtzeit Verhaltensänderungen der Bevölkerung identifizieren zu können. Um daraus möglichst klare Ableitungen treffen zu können, werden die Analysen in drei Cluster kategorisiert:

  1. Der Schockmoment
  2. Step Change (die Anpassung)
  3. Neue nachhaltige Trends

Im Schockmoment ist klar zu sehen, wie die akuten Informationsbedürfnisse im Umgang mit der neuen Situation befriedigt werden. Wo bekomme ich Toilettenpapier her? Was ist Kurzarbeitergeld? Kann ich meine Reise stornieren?

Beim Step Change geht es darum, sich möglichst gut auf die neue Situation einzustellen. Wie stelle ich mein Sportprogramm um, wenn Fitnessstudios zu haben und Fußballtraining ausfällt? Wie mache ich mein Zuhause gemütlich, wenn ich hier nun mehr Zeit verbringen muss?

Die nachhaltigen Trends sind am interessantesten. Welche neuen Verhaltensmuster werden nachhaltig verankert und uns damit auch nach der Krisensituation weiter begleiten? Durchschnittlich führen 66 Tage einer Verhaltensänderung zu einer Nachhaltigkeit.

Konsumtrends

Es wird wieder mehr selbst gekocht. Durch die temporären Restaurantschließungen und Homeoffice-Zeiten ohne Zugriff auf Kantinen ist die Selbstversorgung stärker ausgeprägt. Menschen suchen nach Rezepten und Kochtipps. Leidenschaft und Spaß am Kochen wird bei vielen Menschen somit neu entfacht. Fahrräder und E-Bikes boomen. Zunächst mit dem Fokus der Freizeitgestaltung für Radtouren und Ausflügen. Gut möglich, dass auch dieses Fortbewegungsmittel einen höheren Stellenwert beim Weg zur Arbeit erlangt. Denn der ÖPNV wird aufgrund der Ansteckungsgefahr kritisch betrachtet. In Asien sehen wir bereits, dass das generelle Interesse am Autobesitz nach der Krise wieder gestiegen ist.

Wünschenswert wäre, wenn das E-Bike als Einstieg in die Elektromobilität auch die Interesse an Elektroautos weiter befeuert. Das akute Interesse an Klimathemen rückt aktuell in den Hintergrund.

Lokale Angebote gewinnen einen noch höheren Stellenwert. Insbesondere in Kombination mit gesunder Ernährung. Der Hofladen erfreut sich größerer Beliebtheit. Es ist ein neues Selbstbewusstsein der Menschen erkennbar. Man beschäftigt sich mehr mit sich selbst und entdeckt alte Hobbies wie Musizieren, Basteln und Handwerken wieder für sich. Die Menschen werden kreativer. Auch in der Anpassungsfähigkeit, sich auf neue Situationen einzustellen.

Entwicklungen im beruflichen Umfeld

Geschäftsreisen sind aktuell kein Thema und die Berufswelt merkt, dass auch Videokonferenzen besser als gedacht ihren Zweck erfüllen. Persönliche Kontakte im beruflichen Umfeld bleiben zwar langfristig relevant, aber jede Geschäftsreise wird zukünftig ja vielleicht kritisch hinterfragt. Hier wird auch langfristig eine spürbare Reduktion des geschäftlichen Reiseaufkommens zu erwarten sein. Homeoffice wird sich noch schneller und stärker als akzeptierte Arbeitsform etablieren. Die Agilität im Kommunikationsprozess steigt. Kampagnenbotschaften werden kurzfristig besser auf die Situation angepasst und der Produktionsprozess von Werbemitteln verkürzt sich, damit Aktualität gewährleistet werden kann.

Digitalisierung

Die aktuelle Situation ist ein Härtetest für den Digitalisierungsgrad unseres Landes. Alle Schwächen kommen unverblümt zum Vorschein. Die positiven Aspekte der Krise sind hoffentlich und wahrscheinlich, dass wir einen Boost für die digitale Agenda erleben. Das ist auch im Schulsystem sehr spürbar. Auch Kleinunternehmen werden schnell aufrüsten, um in Extremsituationen zukünftig flexibler zu sein. Die Digitalisierung kann den „Go Local“-Trend unterstützen.

Sweetest Lemon

  • Mehr Agilität durch den externen Veränderungszwang
  • Mehr Kreativität durch ein neues Bewusstsein
  • Mehr Potenzial für Umweltschutz, das regulierend aktiv gehoben werden muss
  • Mehr Digitalisierungsanstrengungen, um die Wettbewerbsfähigkeit von Deutschland zu festigen

Autor: Boris Cieslar, Chief Client Officer / OMD Germany

26.05.2020