Die Drei von der Denkstelle #2: Was kommt nach der Corona-Krise?

Woche vier im Homeoffice. Normalität? Keiner weiß es so genau.

Die Frage aller Fragen ist: Wie wird es weiter gehen? Wie sieht die Welt nach der Corona-Krise aus? Eine Reihe von Artikeln beschäftigt sich bereits damit. Wenn wir diese zusammenlegen, kommen wir zu einem einfachen Schluss: Alles ist möglich.

Uns interessiert aber gleichermaßen auch, wie es die deutsche Bevölkerung sieht. Was wird nach der Krise für die Menschen ganz persönlich anders sein?

Wir haben deshalb online ca. 1.000 Personen repräsentativ befragt, wie sie sich das Leben nach der Corona-Krise vorstellen (Quelle: OMD, PreVision Welle 2, 04.04. bis 07.04.2020).

Let's Make Lemonade - Die Drei von der Denkstelle

Abbildung: Die Autoren Christian Franzen, Elmar Klemm und Frank Händler im Homeoffice, Bildquelle: OMD

Ergebnisse der Befragung: Wie geht es nach der Krise weiter?

„Was kommt Ihnen spontan in den Sinn, wenn Sie an die Zeit nach der Krise denken? Gibt es vielleicht bestimmte Dinge, mit denen Sie sich zukünftig stärker beschäftigen möchten? Was wird sich verändert haben?”

Abbildung_Themen Beschäftigung nach der Krise

Abbildung: Ergebnisse der Befragung: Womit möchten Sie sich nach der Krise beschäftigten?

Folgende Ergebnisse konnten in der Befragung erhoben werden: Teilnehmende möchten mehr Zeit mit der Familie und mit Freunden verbringen – generell mit Menschen in Kontakt sein. Und zwar mehr als vor der Krise. Gleichzeitig finden sich in den Antworten auch einige Stimmen wieder, die sich mit dem Aspekt „Sicherheit“ auseinandersetzen: „Finanziell absichern“ und „mehr Hygiene“ sind hierbei die Stichworte. Auch die Angst vor einer weiteren Pandemie lässt sich aus den Antworten lesen.

Auf einer Skala von eins (keine Sorgen) bis fünf (sehr große Sorgen) antworteten die Probanden mit 39 %, dass sie sich Sorgen über ihre persönliche finanzielle Lage machen. Das ist ein sehr hoher Wert im Vergleich zu dem Ergebnis für den Aspekt „eigene Gesundheit“, um den sich 44 % sorgen. Sicher wird die Krisen-Erfahrung zumindest einige Personen dazu bringen, ihre Vorsorge anders aufzustellen. Ebenso findet sich der Hinweis, dass die Befragten zumindest teilweise auch nach der Krise Vorräte anlegen werden.

Wann wird die Krise vorbei sein?

Bei der Frage nach der zu erwartenden Dauer der Corona-Krise waren sich die Befragten wenig einig und es kam eine große Bandbreite an Antworten zutage: 21 % gehen von einer Dauer von ein bis zwei Monaten aus, rund 23 % erwarten drei bis vier Monate. Ganze 35 % aller Befragten rechnen sogar damit, dass die Krise noch fünf Monate oder länger dauern wird. 12 % der Befragten können die Dauer allerdings überhaupt nicht einschätzen.

Abbildung_Einschätzung Zeitraum Normalität

Abbildung: Frage nach der erwarteten Dauer der Situation: Was meinen Sie, wann ist die Krise überstanden? Wann werden wir wieder „normal“ zusammenkommen können? (Wir meinen damit beispielsweise, dass Gaststätten wieder geöffnet sind, die Leute nicht mehr im Homeoffice arbeiten, also ein „normales“ Alltagsleben wiederhergestellt ist.)

Gleichzeitig haben wir die Erwartungen der Befragten erhoben, was nach drei Monaten „Normalität“ anders sein wird als vor der Krise.

Abbildung_Einschätzung Veränderungen nach der Krise

Wenn wir den Saldo betrachten, wird es aus Sicht der Befragten nicht viele spürbare Veränderungen geben. Einige Highlights fallen jedoch auf: So haben die Befragten vor, seltener Restaurants aufzusuchen und privat weniger zu fliegen. Auch die aktuell genutzten Kommunikationskanäle wie Videokonferenzen, um mit Verwandten in Kontakt zu bleiben, wollen einige der Befragten auch nach der Corona-Krise beibehalten. Regionale Marken werden einen spürbaren Schub erzielen, da die Befragten angaben, mehr auf den Kauf von regionalen Produkten zu achten.

Interessant ist auch, dass für die Zeit nach der Krise mehr Zeit für Gedanken über den Sinn des Lebens eingeräumt werden. Außerdem zeichnet sich ein rücksichtvollerer Umgang mit den Mitmenschen ab. Was die zukünftige Mediennutzung angeht, profitiert bei den erhobenen Medien offensichtlich Radio am stärksten.

Wie geht es also nach der Krise weiter?

Wir kennen die Laufzeit von guten Vorsätzen aus den jährlichen Silvesternächten: Auch diese bestehen meist nicht über einen längeren Zeitraum. Wenn wir diesen Effekt abziehen, wird sich laut unserer Erhebung nach der Krise keine neue Gesellschaft gebildet haben. Das meiste bleibt beim Alten. Eine gewisse Unsicherheit wird jedoch weiterhin spürbar bleiben. Einer der Befragten bringt dieses Gefühl auf den Punkt: „Ich will meinen Alltag zurück… Da soll sich nichts ändern!“

Autoren:

Frank Händler, Managing Partner Insights / Annalect
Elmar Klemm, Managing Partner Insights / Annalect
Christian Franzen, Managing Director / OMD Düsseldorf

14.04.2020